Wenn ein Prüfer zum Prüfling wird (4)

Sechs schriftliche Klausuren, eine mündliche Prüfung und eine 30-seitige Projektarbeit sind erfolgreich bestanden, nur folgt der letzte Teil der Prüfung zum Berufspädagogen.

Die Einladung für die zweite mündliche Prüfung erhielt ich mit der Bestätigung des Bestehens der eingereichten Projektarbeit 10 Tage vor dem letzten Prüfungstermin. Dem Schreiben war eine Liste der Bewertungskriterien des Prüfungsausschusses für die Präsentation beigefügt. Leider fehlten Angaben zu den im Prüfungsraum vorhandenen Medien, diese wurden auf Anfrage jedoch sehr schnell nachgeliefert.

Jetzt musste ich also noch eine Präsentation erarbeiten, die 15 Minuten möglichst nicht überschreiten sollte. Gar nicht so einfach, wenn man zu dem Thema 30 1/2 Seiten geschrieben hat.

Wie also vorgehen? In 15 Minuten muss ich mich auf bestimmte Dinge fokussieren, also die Inhalte priorisieren. Da mein Thema sehr technologieorientiert ist, entschied ich mich in Sachen Medien, nur die Agenda als feststehende Information mit einem analogen Medium darzustellen, alles andere sollte mit PowerPoint-Folien hinterlegt werden.

Wenn auch Sie eine Prüfungspräsentation mit PowerPoint halten wollen, dann helfen Ihnen vielleicht die folgenden Hinweise:

Wählen Sie die zu präsentierenden Inhalte aus.

Skizzen zum Entwurf einer Präsentation

Die Prüfungszeit für Präsentation beläuft sich meist auf entweder zehn oder fünfzehn Minuten. D. h. man kann entweder oberflächlich sehr viel oder in der Tiefe nur einen, maximal zwei inhaltliche Punkte darstellen. Reduzieren Sie also Ihre Inhalte auf das Wesentliche, das Wichtige oder das Schwierigste, das zu bewältigen war oder ist.

Starten Sie mit einer Skizze.

Viele setzen sich sofort an PowerPoint und fangen an zu schreiben. STOP. Tun Sie dies nicht. Nehmen Sie sich ein Blatt und skizzieren Sie schrittweise, wie Sie vorgehen wollen. Sie werden sehen, daraus entsteht fast von selbst eine Präsentation.

Wenn Sie schon etwas erfahrener sind bzw. eine Vorlage mit leeren Folien in PowerPoint haben, dann drucken Sie sich die leeren Folien wie in nebenstehender Übersicht aus und nutzen sie als Grundlage für Ihre Skizze. Das Bild, das Sie hier sehen, ist übrigens ein Scan meiner Originalskizzen zu der Präsentation, die Sie sich auf Slideshare im Original ansehen können.

Suchen Sie Visualisierungen für Ihre Folien aus.

Die Zeit der reinen Textfolien in Präsentationen – sogenannten „Punktelisten“ oder „Bullet Points“ – ist vorbei. Gute Präsentationen arbeiten mit bildlichen Aussagen, mit Visualisierungen. In MS Office finden Sie eine Vielzahl kostenfrei nutzbarer, hochwertiger Fotos, die Sie mit Ihren Präsentationen einsetzen können. Und die seit MS Office 2007 enthaltene „Smart Art“ hilft Ihnen, sachlogische Zusammenhänge schnell und effizient darzustellen.

Übrigens – Visualisierungen helfen Ihnen, Ihre Präsentation zu skalieren. Wenn Sie zu schnell sind und noch Zeit haben, dann erzählen Sie einfach etwas mehr. Wenn die Zeit drängt, dann reicht es, zu einer gut visualisierten Darstellung eine knappe Aussage zu machen.

Die Anzahl der Folien ist von Ihrer Präsentationsstruktur abhängig.

Immer wenn ich gefragt werde, wie viele Folien man in zehn oder fünfzehn Minuten zeigen kann, verweise ich auf die Struktur und Visualisierungen Ihrer Präsentation. Sie müssen nicht auf jeder Folie exakt eine Minute verweilen – vielleicht brauchen Sie für die eine oder andere nur 20 oder 30 Sekunden, für eine weitere aber zwei Minuten?

Nutzen Sie den Notizbereich für zusätzliche Informationen, die im Handout stehen sollen.

Der Notizbereich ist nicht nur für Sie sehr nützlich, weil darin all das stehen kann, was Sie zu einer Folie erzählen wollen. Er eignet sich auch hervorragend als Grundlage eines Handouts für die Zuhörer.

Verzichten Sie auf Powerpoint-Schnickschnack.

Darunter verstehe ich zum einen PowerPoint-Vorlagen, die die nutzbare Fläche für Grafiken, Darstellungen und Fotos aufgrund von Bordüren und Farbbegrenzungen auf ein Minimum einschränken. Und zum anderen Animationen, die keinem inhaltlichen Zweck dienen. Weniger ist mehr.

Und so sah meine Prüfungs-Präsentation aus. In der Prüfung benötigte ich für die 25 Folien insgesamt 15:46 Minuten, um den Inhalt zu präsentieren.

Vor der Prüfung war ich sehr aufgeregt – und hatte dann über 80 Minuten Zeit, auf meinen Prüfungsbeginn zu warten. So lange verschob sich nämlich der Beginn, da der Ausschuss für eine Kollegin vor mir sehr viel Zeit für die Beratung benötigte (sie hat bestanden). Genug Zeit, dass sich meine Aufregung legen konnte.

Als ich die PowerPoint-Präsentation auf dem IHK-Rechner aufrief, kam eine Fehlermeldung – Powerpoint bestand darauf, die Datei zu „reparieren“. Ich war sehr froh, dass anschließend noch alle Inhalte vorhanden waren! Die Präsentation verlief dann von meiner Seite aus wie geplant.

Das nachfolgende Prüfungsgespräch nahm auf die Inhalte der Projektarbeit Bezug und verlief in einer ruhigen Atmosphäre. Nur mein Handy meldete sich zwischendurch mit einer Terminmeldung, obwohl ich es auf Flugzeugmodus gestellt hatte. Aber das trug schlußendlich nicht negativ zum Ergebnis bei – auch diesen Prüfungsteil habe ich erfolgreich bestanden und darf mich jetzt „Geprüfte Berufspädagogin“ nennen.

Nach fünf Monaten Prüfungsstress kann ich sagen, dass diese Prüfung auch ohne Vorbereitungskurs machbar ist, wenn man beruflich mit den Prüfungsthemen regelmäßig zu tun hat. Berufserfahrung und vor allem Erfahrung mit Management-Tätigkeiten helfen nicht nur bei den Klausuren, sondern auch bei den mündlichen Prüfungen. Für die Projektarbeit ist es unerlässlich, im Vorfeld die Erstellung einer wissenschaftlichen Arbeit zu üben.

Ach ja, von den dreizehn Prüfungskandidaten, die zu dieser Prüfung angetreten waren, haben insgesamt fünf bis zum Ende durchgehalten und bestanden. Darunter auch der Kollege, der damals die „Schnapsidee“ hatte, ohne Vorbereitungskurs anzutreten.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihrer Prüfung!

Meine Story zur Prüfung zum Berufspädagogen können Sie hier nochmals nachlesen:
Wenn ein Prüfer zum Prüfling wird (1)
Wenn ein Prüfer zum Prüfling wird (2)
Wenn ein Prüfer zum Prüfling wird (3)
Wenn ein Prüfer zum Prüfling wird (4)

Mehr Informationen zur Prüfung der Berufspädagogen finden Sie auf meiner Website berufspaedagogen.com.

3 Gedanken zu „Wenn ein Prüfer zum Prüfling wird (4)“

  1. Vielen Dank für die ausführliche Beschreibung der Prüfung!

    Fünf von dreizehn haben es geschaft…. das macht nicht gerade Mut.

    Liebe Grüße!

  2. Hallo Alexander,
    vielen Dank für Dein Feedback. Ich hoffe, ich finde noch heraus, über welche Probleme die anderen Prüfungsteilnehmer gestolpert sind. Werde die Ergebnisse dann posten.
    Viele Grüße,
    ~~Susanne

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